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Reflexion: Nebenberufliche Promotion: Fluch oder Segen?

Mal in eigener Sache: Mein Rückblick auf meine nebenberufliche Promotion der letzten vier Jahre. Doktorarbeit und Vollzeitjob ist ein heikler Spagat, insbesondere für Selbständige. Das Promovieren neben dem Beruf ist eine große Herausforderung. Ist es ein Fluch oder ein Segen? Lesen Sie meine Analyse dazu mit Reflexion meiner Erfahrungen.

Ungefähr 17 Prozent der Doktoranden stellen sich dieser Doppelbelastung und promovieren extern, wie die Untersuchung des Instituts für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ) zeigt. Wer Promotion und Job unter einen Hut bringen will, muss vorausschauend planen, einen starken Willen und viel Durchhaltevermögen mitbringen. Das kann ich bezeugen, auf Basis meiner nebenberuflichen Promotion, die ich gerade erfolgreich abgeschlossen habe. (Foto: Dometto)

Claudia Hilker_Dissertation_Promotion

Vorteile der nebenberuflichen Promotion

Einen Doktor-Titel zu tragen, ist in Deutschland immer noch etwas Außergewöhnliches. Nur 1,4 Prozent der 25- bis unter 65-Jährigen Deutschen haben eine Promotion erfolgreich abgeschlossen, belegt das statistischen Bundesamt. Mit dem Dr. oder dem internationalen PhD. Titel steigt das gesellschaftliche und berufliche Ansehen.

Viele wollen mit dem Doktortitel mehr Verantwortung, Anerkennung und höheres Einkommen erzielen. Auch Selbständige profitieren durch den Doktortitel, der dem Kunden gegenüber höhere Kompetenz signalisiert und vertrauensbildend wirkt. Den Wettbewerbsvorteil durch den Doktortitel belegen Studien (z.B. Kienbaum-Studie, Dezember 2008).

Nachteile der nebenberuflichen Promotion

Eine Promotion ist für berufstätige Akademiker mit vielen formalen, bürokratischen und praktischen Hindernissen verbunden. Wer nebenberuflich und nicht in Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität seine Promotion erwerben will, hat es schwer. Externe Promotionsstellen werden selten vergeben, der Ausgang und die Dauer des Verfahrens sind oftmals ungewiss. Und Doktoranden haben keinen eigenen hochschulrechtlichen Status.

Probleme der nebenberuflichen Promotion

Kritisch sind vor allem folgende Faktoren:

  • Das Fehlen verbindlicher Strukturen im Promotionsablauf,
  • Kosten für Reisen, Einschreibung und Promotionsunterstützung;
  • Mangel an Zeit, Ressourcen und Kapazität durch Doppel-Belastung;
  • Effektive Promotionsdauer bis zum Erwerb des Doktorgrades nicht planbar;
  • Für Selbständige: Entgangener Umsatz und Gewinn durch die Promotionszeit.

Neben der fehlenden zeitlichen Planbarkeit und Strukturierung des Verfahrens ergeben sich oftmals auch Defizite in der Betreuung der Arbeit: Gemäß einer Umfrage des Doktoranden-Netzwerkes „Thesis“ (2004) fühlt sich knapp ein Drittel der Doktoranden durch den Betreuer schlecht motiviert, ein Siebtel der Doktoranden wird vom offiziellen Betreuer gar nicht betreut. Zum Glück hatte ich einen kompetenten und engagierten Doktorvater, der mich gut betreut hat.

Promotion im Ausland

Der Bologna-Prozess hat eine europaweite Harmonisierung im Bildungssystem bewirkt. Ein Promotionsstudium mit eigenständiger Forschung mit Doktor-Grad / PhD kann man somit auch innerhalb von Europa absolvieren. Ich habe zum Beispiel meine nebenberufliche Promotion an der slowakischen technischen Universität Bratislava durchgeführt. Warum? Zum Verständnis muss ich die Zusammenhänge erläutern, insbesondere die Reform im Bildungssystem.

Interne versus externe Promotion

Trotz reformierter Studiengänge der Hochschulen wird in Deutschland zumeist an der traditionellen Form der internen Promotion festgehalten, die für mich ungeeignet war. Was ist der Unterschied zwischen interner und externer Promotion?

  • Eine interne Promotion ist mit einer bezahlten Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl verbunden. Die interne Promotion braucht etwas länger, weil man nebenbei für den Lehrstuhl oder das Institut arbeitet. Zumeist nutzt man diese Form direkt nach dem Studium. 
  • Eine externe Promotion ist auf die reine Betreuung für die Dissertation beschränkt. Bei einer externen Promotion ist das Betreuungsverhältnis anders als im internen Bereich: Der Doktorvater nimmt einen Doktoranden an und der Doktorand bearbeitet sein Thema dann eigenständig.

Die externe Promotion eignet sich, wenn die Forschungstätigkeit auf einer unabhängigen Arbeitsweise bestehen soll. Arbeitszeit und -ort können autonom gestaltet werden. Das war der Grund für meine externe Promotion. Zudem muss natürlich die Ausrichtung des Studiengangs passen – in meinem Fall: eine technische Hochschule mit Management-Fakultät. Und auch die Chemie zwischen Doktorvater und Doktorand muss stimmen.

Viele Universitäten im Ausland haben mit dem Bologna-Prozess ihre Promotionsstudiengänge massiv ausgebaut, z.B. Prag, Wien, Bratislava. Damit ergeben sich Bildungsangebote ähnlich einem Fernstudiengang. Nach der Bewerbung und dem Aufnahmetest erfolgt die Akkreditierung der Hochschule. Man bekommt einen Lehrplan mit Aufgaben für Prüfungen, Hausarbeiten und Aufgaben pro Semester, die man eigenständig in Abstimmung mit dem Doktorvater erarbeitet.

Man reicht die Forschungsergebnisse ein und erhält dafür ECTS-Punkte. Nach Ablauf der erforderlichen Semester und ausreichenden Punkten erfolgt die Prüfung. Man muss sich mit dem Bildungsablauf im Ausland, den Prüfungsrichtlinien der Universität und der interkulturellen Mentalität vertraut machen. Das erfordert Aufwand. Meines Wissen gibt es allerdings keine vergleichbaren Promotionsstudiengänge in Deutschland, was ich bedauerlich finde.

Abbruchgründe für die nebenberufliche Promotion

Viele, die mit mir angefangen haben, haben aufgegeben, weil …

  • die Motivation eingebrochen ist oder das Forschungsdesign nicht möglich war;
  • es Turbulenzen im privaten Umfeld gab wie Scheidung, Trennung oder Tod;
  • es Veränderungen im beruflichen Umfeld gab wie: neuer Job oder neues Projekt;
  • die Anforderungen und Belastungen durch die Doppelbelastung nicht machbar waren;
  • persönliche Probleme hinzu kamen wie: Schlafstörungen, Magenschmerzen oder Burn-out.

Fazit: Nebenberufliche Promotion: Fluch oder Segen?

Für mich war es beides. Ich hatte geistige Höhenflüge (Flow-Erlebnisse) in der Dissertationsforschung, weil ich es aufgrund meiner Neugierde liebe, neue Themen zu erforschen. Da ich mich im Studium viel mit Lernforschung beschäftigt habe, fällt es mir leicht, komplexe und agile Wissensbereiche wie Social Media systematisch, effizient und produktiv zu erkunden. Zudem mag ich es, mit innovativen Methoden wie Business Intelligence entdeckende Forschung zu betreiben. Deshalb ist Forschung und die Vermittlung von Wissen so etwas wie meine Berufung.

Doch die nebenberufliche Promotion hat auch Kehrseiten. Es kostet viel Zeit, Energie und Nerven, die Doppel-Belastung mit dem Mangel an Zeit, Ressourcen und Kapazität über Jahre durchzuhalten. Da die Promotionsdauer bis zum Erwerb des Doktorgrades nicht planbar ist, muss man mit dieser Ungewissheit leben. Insbesondere für Selbständige ist es ein Spagat, den Konflikt Promotion versus entgangener Umsatz auszubalancieren. Viele scheitern an den Hindernissen und geben auf. Zum Glück habe ich diesen Spagat geschafft, doch leicht war es nicht. Deshalb rate ich dazu, die Vor- und Nachteile vorher abzuwägen, um die Risiken des Scheiterns zu vermeiden.

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